Endlich spiele ich in meiner Heimatstadt! Am 26./27./28.01.24 gastieren wir mit unserem Theaterstück in Bremen. Jeweils um 19:00 Uhr spielen wir im Zentrum für Kunst im Tabakquartier (zentrum-fuer-kunst.de). Am Freitag und Samstag gibt es nach den Aufführungen Podiumsgespräche, wobei eines in einfacher Sprache ist. Tickets gibt es im Vorverkauf bei Nordwestticket. Ein großer Dank geht an den Bremer Landesbehindertenbeauftragten und sein Team, ohne deren Engagement das Gastspiel nicht möglich gewesen wäre.
1941 wurde die Aktion T4 beendet. 70 000 Patient*innen aus zahllosen medizinischen und karitativen Einrichtungen im gesamten Deutschen Reich wurden zwischen 1939 und 1941 in sechs dafür eingerichteten Tötungsanstalten vergast. T4. OPHELIAS GARTEN, in der Inszenierung von David Stöhr, ist die prämierte deutsche Erstaufführung eines Dramas von Pietro Floridia, das die nationalsozialistische Mordaktion T4 seziert.
In ihrem Blumengarten versucht Ophelia (Neele Buchholz) mithilfe von Krankenschwester Gertrud (Maja Zećo) der Zentrale jener Bürokraten und Ärzte zu entgehen, die in der Tiergartenstraße 4, Berlin, nach ideologischen Maßstäben »ökonomischer Brauchbarkeit« über Leben und Tod entscheiden. In der Inszenierung von David Stöhr wird dabei die Frage behandelt, wie die Verbrechen an psychisch Erkrankten, geistig und körperlich behinderten sowie »rassisch« und sozial unerwünschten Personen aus einer Position der Betroffenheit heraus dargestellt werden kann.
Am 27. Januar, Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus, stellt sich einmal mehr und nicht zuletzt die Frage, wie der Verbrechen der sogenannten NS-»Euthanasie« gemahnt werden kann. In Anbetracht der Tatsache, dass die Zeugengenerationen bald nicht mehr sprechen werden, bleibt offen, wer in der deutschen Erinnerungskultur in Zukunft noch Gehör finden wird. Zumal dann, wenn ein selbstbestimmtes Handeln von Menschen mit Behinderung in unserer Gesellschaft immer noch behindert wird, und sie gerade an einem solchen Tag des Gedenkens nicht ohne Weiteres zum selbstbestimmten Anteil der Gesellschaft gehören.
T4. Ophelias Garten ist ein historisch fundiertes Drama, das der italienische Regisseur und Autor Pietro Floridia 2006 publizierte und das die Traumata der Opfer nicht einfach wiederholt, sondern in dem das undarstellbare Grauen in Anlehnung an Shakespeare als jener Bach antizipiert ist, in dem die Hamlet-Figur Ophelia immer schon ertrinken wird.
Mit der Bremerin Neele Buchholz übernimmt erstmals eine Schauspielerin mit Trisomie 21 die Titelfigur und damit zugleich auch ihre erste Hauptrolle. Die Inszenierung versteht sich dabei weniger als ein Inklusionstheater, das allzu oft exklusiv bleiben muss, denn als Raum, in dem eine Schauspielerin ihren Traum, selbstbestimmt auf dem ersten Arbeitsmarkt gefragt zu sein, ein Stück mehr verwirklichen kann.
Die Inszenierung von David Stöhr und Ensemble erhielt den 2. Preis beim dritten bundesweiten Theaterwettbewerb andersartig gedenken on stage in der Kategorie Inklusives Erwachsenentheater. In der Saison 2022/23 wurde sie unter den zehn besten Inszenierungen in Berlin und Potsdam für den Friedrich-Luft-Preis nominiert. Im Oktober 2023 gastierte die Inszenierung beim internationalen Theaterfestival MESS in Sarajevo.
Aus dem Italienischen von Kirsten Maria Düsberg in einer Fassung von David Stöhr und Dirk Brauner mit Texten von Christian Geissler und Dirk Brauner
Regie: David Stöhr Dramaturgie: Dirk Brauner Bühne und Kostüm: Saskia Göldner Musik und Komposition: Lasse Winkler Video: Florian Baumgarten, Moritz von Dungern Fotos: Daniela Buchholz Produktionsmanagement: Oliver Chrzanowski Mit: Neele Buchholz (Ophelia), Maja Zećo (Gertrud), Sandra Bourdonnec
+++Bühnengespräche+++
Im Rahmen der Inszenierung wird es auch zwei Gespräche geben, die im Anschluss an eine Vorstellung Aspekte der Stückthematik beleuchten.
26.01.2024: Ein Gespräch zu Erinnerungskultur und Anerkennung: Wie sehen Angehörige von Opfern der nationalsozialistischen Medizinverbrechen die aktuelle Erinnerungskultur in Bremen?
Podiumsdiskussion mit Einführung zur Geschichte der Medizinverbrechen von Jannik Sachweh (Krankenhaus-Museum) und einem Gespräch mit Friedrich Buhlrich und Rüdiger Drallmeyer (Angehörige), moderiert von Hedwig Thelen.
27.01.2024: Ein Gespräch in Einfacher Sprache zu Ophelia: Wie ich sie sehe: Wie begegnet die Schauspielerin Neele Buchholz der Figur Ophelia? Ein inspirierendes Erkundungsgespräch für Menschen mit und ohne Behinderung.
+++Pressestimmen+++
»Das Stück fordert Verstand und Gefühl heraus» taz
»Die Inszenierung bringt den Zuschauerraum zum Knistern« der Freitag
»Zweifellos handelt es sich um eine wichtige, kraftvolle Darbietung, die in der Dunkelheit der Apathie und gegenseitigen Entfremdung wie eine Knospe im längst zerstörten Garten der Zivilisation zum Vorschein kommt.« Radio Sarajevo
+++Barrierefreiheit+++
Für die Veranstaltung können Menschen mit Unterstützungsbedarfen im Büro des Landesbehindertenbeauftragen ihre Bedarfe anmelden:
Tel: 0421-361-18181 | Mail: office@lbb.bremen.de
Menschen mit Unterstützungsbedarf im Straßenverkehr können dort einen Mobilitätsservice kostenfrei buchen. Bedarfe für Deutsche Gebärdensprache bei den Bühnengesprächen können ebenso abgefordert werden.
Für die Aufführung stehen Video-Übertitel in Deutscher Gebärdensprache sowie Übertitel in Englisch, einfacher Sprache und deutscher Sprache zur Verfügung. Bereitgestellt durch Panthea mit panthea.live (ausgezeichnet mit dem Showtech Award 2023).
Der Aufführungsort ist für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen (Rollstuhl, Rollator, Kinderwagen etc.) erreichbar und zugänglich.
+++Ermöglicht durch+++
Ein Gastspiel im Zentrum für Kunst, Tabakquartier, in Kooperation mit dem Landesbehindertenbeauftragten der Freien Hansestadt Bremen und Kunstblock e.V. (Berlin).
Gefördert durch den Senator für Kultur, die Senatorin für Arbeit, Soziales, Jugend und Integration, die Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz sowie der Senatskanzlei der Freien Hansestadt Bremen. In Kooperation mit dem Krankenhaus-Museum Bremen (KulturAmbulanz).
Präsentiert von Bremen Zwei.
Unterstützt durch das NATIONALE PERFORMANCE NETZ Gastspielförderung Tanz, gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, sowie den Kultur- und Kunstministerien der Länder.
Termine 2024
26.01., 19 Uhr + Gespräch in Alltagssprache
27.01., 19 Uhr + Gespräch in einfacher Sprache
28.01., 19 Uhr
Einlass jeweils 18:15 Uhr